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tioman island
Melina Beach Resort - September 05 bis Januar 06

Sandstrand, Palmen, Meer – doch statt baden und im Liegestuhl abhaengen heisst es arbeiten! Waehrend ueber vier Monaten fuehren wir das Ferien-Resort "Melina Beach" auf der malaysischen Insel Tioman. Es macht riesig Spass, sich den taeglich wechselnden Herausforderungen zu stellen. Humor, ein Schuss Kreativitaet, handwerkliches Geschick und psychologisches Gespuer sind gefragt, um alle moeglichen und unmoeglichen Situationen zu meistern.


Inhalt

Selamat datang - Willkommen!

Rund um die Gaeste

Die andere Mentalitaet

Im Reich der Tiere

Renovieren, restaurieren, reparieren

Rund ums Boot

Leben am Meer

Abschied vom Inselleben

 


Selamat datang - Willkommen!

"Habt ihr Lust, fuer eine Weile mein Resort zu schmeissen? Ich muss fuer einige Zeit weg..." schreibt uns Peter in seinem Mail. Zu diesem Zeitpunkt befinden wir uns noch mitten in Pakistan. Warum nicht, denken wir und lassen die Idee erst einmal auf uns wirken. Die Vorstellung, in Malaysia ein Resort zu leiten, ist schon reizvoll. Und da es uns sowieso wieder Richtung Asien zieht...

 

Zwei Monate spaeter sitzen wir umringt von Feriengaesten im Schnellboot nach Tioman und sind neugierig, was auf uns zukommt. Bald tauchen wir ein in ein neues Projekt. "Next stop Melina Beach!" ruft der Steuermann und drosselt die Geschwindigkeit. Vor uns schaukelt ein kleines Boot im Wasser, an das er nun laengsseits andockt. Wir schnappen unsere Rucksaecke und steigen um auf den schwimmenden Steg, der etwa 100 Meter vom Strand weg vor Anker liegt. Selamat datang - Willkommen! Schon faehrt Peter mit seinem kleinen Boot heran und bringt uns zum Strand. Sein Resort liegt ganz fuer sich allein in einer Bucht mit malerischen Granitfelsen. Aus der Ferne erkennen wir einen riesigen Baum mit knorrigem Stamm, der ueber alles zu wachen scheint. Er sieht aus, als stuende er schon seit Ewigkeiten da, mitten im Sand und taeglich dem Salzwasser ausgesetzt. "Schau gut zu, Migg", meint Peter, "das ist die Einfahrtsschneise, die du mit dem Boot jeweils benutzen musst, damit du keine Felsbrocken im Weg hast."

 

Melina Beach Resort

Wir haben Peter vor noch nicht allzulanger Zeit auf der Dschunkentour kennengelernt. Er stammt urspruenglich aus Deutschland, lebt aber seit vielen Jahren in Malaysia und fuehrt sein Resort seit 1999. "Melina Beach" besteht aus einem grossen, ueberdachten Restaurant im Zentrum und insgesamt sieben Zimmern in Holzchalets. Sie sind umgeben von einer Rasenflaeche, die bepflanzt ist mit Palmen, kleineren Baeumen und Bluetenstraeuchern. Die verschiedenfarbigen Hibiskus und selbst die Strauchrosen kennen im tropischen Klima keine Nebensaison und bluehen rund ums Jahr. Direkt hinter dem Resort beginnt der Dschungel, ein gruenes Dickicht mit schlangenartigen Lianen, Bananenstauden, Alocasien und riesigen Baeumen. Ein steiler Trampelpfad fuehrt nach oben. Als wir ihn sehen, muessen wir lachen, da wir hin und her ueberlegt haben, ob wir unsere Fahrraeder aus China mitbringen sollten oder nicht. Nun erst wird uns bewusst, dass das einzige Verkehrsmittel der naechsten Monate das Boot sein wird...


Die Insel (=Pulau) Tioman ist rund 39 km lang, 12 km breit und liegt an der Ostkueste der Halbinsel Malaysia im Suedchinesischen Meer. Sandstraende, wie auch felsige Abschnitte saeumen die Kueste, dahinter dehnt sich tropischer Regenwald aus, zum Teil unberuehrter Primaerdschungel. Die hoechste Erhebung ist mit 1038 m.ue.M. der Gunung Kajang, den wir leider nicht bestiegen haben. Die Insel ist eine beliebte Feriendestination, die Besucher aus aller Welt anzieht. Aktivitaeten sind Tauchen, Schnorcheln, durch den Dschungel wandern, Baden, Nichtstun und relaxen... Tioman ist von der Halbinsel Malaysia aus per Faehre oder Speedboat zu erreichen, ausserdem direkt per Flugzeug ab Kuala Lumpur und Singapur. 

Rund um die Gaeste

Sofort sind wir mittendrin, lernen, was in der Kueche ablaeuft, wo der Strom herkommt und wo der Wassertank versteckt ist. Bald schon laesst uns Peter allein fuhrwerken. Bei uns bleibt Hamidah, eine Angestellte aus Indonesien, dazu Farida zum Geschirrspuelen sowie Eddie fuer Gartenarbeiten. Schnell schluepfen wir in unsere Rollen als Allrounder: Wir sind Manager, Receptionistin, Koch, Serviererin und Animateur zugleich. Hamidah ist unsere Informationsquelle, wenn es um die Kueche geht. Sie lernt Caroline, wie sie Riesencrevetten ausnehmen muss und was die Geheimnisse einer guten Currysauce sind. Oder auch, dass es doppelt so lange dauert, bis das Wasser kocht, wenn man neben dem Topf steht... Um euch den Mund etwas waessrig zu machen, einige Beispiele aus der Menu-Karte: "Huehnerbrust an Zitronensauce", "geschnetzeltes Rindfleisch an wuerziger Pfefferssauce" oder "Meeresfruechte mit Knoblauch", dazu gebratener Reis oder Nudeln, und vielleicht etwas Kankung oder Kailan, das Gemuese des Tages. Praktisch ist, dass die Gaeste ihr Nachtessen bis zwei Uhr nachmittags vorbestellen muessen. Dies gibt Caroline und Hamidah genuegend Zeit, alles vorzubereiten. Abends kocht Migg, waehrend Caroline serviert.

 

Allzeit bereit

Lang ist’s her, seit wir so frueh aufgestanden sind... Ein durchschnittlicher Arbeitstag geht um sieben Uhr morgens los und endet um zehn Uhr abends. Im September und Oktober, waehrend die Saison noch in vollem Gange ist, haben wir ab und zu das Haus voll. Dann ist immer was los. Spielende Kinder rennen durchs Restaurant, die Dame aus Schweden will eine Taucherbrille ausleihen, die Familie aus Singapur einen Boots-Ausflug zum nahen Wasserfall unternehmen und das frischverliebte Paerchen aus Holland ein Kanu mieten. Die Gaeste sind ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft. Wir lernen waehrend unserer Zeit auf "Melina Beach" eine Menge interessanter Menschen mit verschiedenen Charakteren kennen. Am allerschoensten ist es, wenn wir spueren, dass es den Leuten wohl ist und es ihnen so gut gefaellt, dass sie die geplanten zwei Naechte auf eine ganze Woche ausdehnen.

 

Allen Leuten recht getan

Natuerlich koennen wir nicht immer alle Gaeste hundertprozentig zufriedenstellen. Was tun, wenn ein Australier ein Barbeque macht und ihm der zur Verfuegung gestellte Grillplatz zuwenig professionell, der Fisch zu geschmacklos, der Reis zu kalt ist? Da sind eindeutig Miggs psychologische Kuenste gefragt. Am anderen Morgen ist wieder alles in Butter. Was tun mit dem Italiener, der das Zimmer zwar "okee" findet, dem aber "de prreiss tooo high" ist? Wir schicken ihn kurzerhand ins naechste Dorf, wo es billigere Bleiben gibt. Er ist ganz perplex, denn er will doch hierbleiben, es gefaellt ihm ja so gut. Doch das war nur der Anfang, ein paar Stunden fragt er doch tatsaechlich, ob er seine Spaghetti fuers Nachtessen selber kochen koenne, er sei Italiener, und sie muessten "you underrstaend, exactly al dente" sein. Was soll man dazu sagen? Er ist nicht der einzige, der in die Kueche will. Immer wieder gibt es Gaeste, die sich hinter den Kulissen umschauen wollen.

 

Klatschnass

Als Migg einmal abreisende Gaeste ins naechste Dorf zur Jetty (Boots-Steg) chauffiert, passiert ein kleines Missgeschick. Das Meer ist heute besonders unruhig, die Wellen hoch und das Boot liegt zu tief im Wasser, schwer beladen mit Leuten und Gepaeck. Migg nimmt Kurs aufs Dorf. Die staendig an den Bug herknallenden Wellen produzieren eine Art Nieselregen, nur mit etwas mehr Wassergehalt. Am Ziel angekommen, sind saemtliche Gaeste und das Gepaeck klatschnass. Gluecklicherweise nehmen sie es mit Humor, schliesslich sind sie ja im Urlaub...

 

Der geaenderte Fahrplan

Nicht so lustig findet es eine Gruppe Inder, die acht Stunden auf die Faehre zum Festland wartet. Um sechs Uhr sind die Leute ohne Fruehstueck losgegangen Richtung Dorf. Doch die Faehre, die eigentlich um sieben Uhr haette fahren sollen, kommt und kommt nicht. Saemtliche Restaurants und Laeden rund um den Bootssteg sind geschlossen, da es bereits Nebensaison ist. Per Natel rufen sie uns schliesslich an und fragen, wo die Faehre bleibe. Wir klaeren bei der Bootsgesellschaft ab, was los ist. Die Dame am Telefon meint, ja, es habe eine kurzfristige Aenderung gegeben, die Faehre gehe erst um zwei Uhr nachmittags. Die Inder haben Hunger und schicken den Sportlichsten ihrer Gruppe los, um bei uns Essen zu holen. Das Ganze ist zwar nicht unsere Schuld, doch trotzdem fuehlt man sich als Gastgeber irgendwie verantwortlich, und so steigen wir kurzerhand ins "take-away-Business" ein.

 

Erste Hilfe

Ein Gast aus England rennt auf Caroline zu, den Zeigefinger in die Hoehe gestreckt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ruft er: "A sea urchin stinged me!" Was zum Teufel ist ein "sea urchin?" denkt Caroline. Sie schaut sich den schwarzblauen Punkt auf dem Finger genauer an. Ein Seeigel vielleicht? Ja, das muss es sein. "Habe ich nicht kuerzlich etwas darueber gelesen?" Jetzt kommt es ihr wieder in den Sinn. Um die Schmerzen zu lindern, solle man ueber die betroffene Stelle pinkeln. Abgebrochene Stachelreste kriege man mit Essig oder Zitronensaft zum Verschwinden. Sie beschliesst, das Pinkeln mal besser wegzulassen und direkt beim Essig einzusteigen... Tatsaechlich, die Methode greift!

 

Der naechste Patient laesst nicht lange auf sich warten. Der kleine Joshua weint schon wieder. Heute hat er sich zur Abwechslung Mal an der Schaukel gestossen. Er schreit wie am Spiess. Seine Mutter fragt nach Eis, und Migg bringt einen kuehlenden Beutel. Joshua drueckt sich das Eis auf den linken Ellenbogen. Schlagartig hoert er auf zu weinen. Ploetzlich sagt seine Mutter: "Joshua, war es nicht der rechte Arm?!"


Die andere Mentalitaet

Kontakte zu den Einheimischen zu knuepfen, ist nicht ganz einfach. Die Zuammenarbeit basiert nicht auf Freundschaft, sondern primaer auf Geld. Auch sind die meisten Inselbewohner zeitweise unzuverlaessig. Ruft man einen Bootsmann, damit er mit Gaesten einen Tagesausflug macht, kann man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen, dass er auch erscheint. Besonders schwierig wird es in der Regenzeit. Die Leute scheinen waehrend der Hauptsaison genuegend Geld verdient zu haben und wollen jetzt nicht mehr unnoetig arbeiten. Eine Mentalitaet, die fuer uns schwer verstaendlich ist. Klar ist es auf der anderen Seite auch positiv, dass sie sich zufrieden geben mit dem, was sie haben, statt immer nach mehr zu streben. Doch wir interpretieren diese Haltung halt schnell einmal als faul. Die kapitalistische Ader sitzt wohl tiefer, als man denkt...

 

Natuerlich gibt es auch positive Begegnungen, zum Beispiel mit Atan, einem Fischer, der manchmal Ausfluege mit unseren Gaesten macht und der uns kein einziges Mal versetzt. Oder die kurzen Gespraeche mit Matravi, der jeden Freitag auf dem Weg zur Moschee bei uns einen Schoggidrink holt.

 

Eine Kokosnuss gefaellig?

Gaertner Eddie fragt Migg, ob er am Strand ein paar Kokosnuesse herunterholen duerfe. Er will sie nach Hause bringen, damit seine Frau ein spezielles Gericht daraus kochen kann. Denn morgen ist Hari Raya, der Tag, an dem das Ende der muslimischen Fastenzeit Ramadan mit einem Festessen gefeiert wird. Flink klettert er den Stamm einer hohen Palme hoch und wirft mehrere Rispen, die jeweils dicht mit Kokosnuessen bestueckt sind, hinunter. Vor uns sehen wir schon den Kokosnuss-Drink. Schnell kommt Eddie wieder hinunter, nur um gleich auf die naechste Palme zu klettern. Als er fertig ist, laedt er die Kokosnuesse in die Schubkarre, winkt und will gerade gehen, als Migg ihn zurueckpfeift: "Wo sind unsere Kokosnuesse?" Verschaemt bleibt Eddie stehen und fragt: "Ach, du willst eine?" "Am liebsten gleich vier", meint Migg. Widerstrebend greift Eddie in seine Schubkarre und reicht Migg die Kokosnuesse, danach zieht er ab.

 

Immer schoen diplomatisch

Nicht immer ganz einfach ist auch der Umgang mit unserer Angestellten Hamidah. Es scheint die asiatische Art zu sein, nicht mit Konflikten umgehen zu koennen. Bei der leisesten Kritik schnappt sie ein und meint, wenn wir sie nicht moegen, koenne sie auch gehen. Wir muessen erst lernen, dass wir mit Diplomatie weiterkommen als mit Direktheit. Auch sind wir uns gewohnt, mit Leuten zu arbeiten, die ein gewisses Mass an Selbstaendigkeit sowie Eigenverantwortung haben. Doch hier muessen wir Tag fuer Tag kontrollieren, ob die Zimmer auch sauber geputzt sind (meist sind sie es nicht...). Doch wir lernen schnell und lassen uns durch gelegentliche Aussetzer Hamidahs bald nicht mehr irritieren.

 

Bahasa Malaysia, eine der einfachsten Sprachen?

Diesmal haben wir uns vorgenommen, die Landessprache moeglichst schnell zu lernen. Erstens soll Bahasa Malaysia eine der leichtesten Sprachen ueberhaupt sein, zweitens haben wir ja genuegend Zeit, um taeglich eine halbe Stunde zu ueben. Denken wir uns. Doch, na ja, was sollen wir sagen, irgendwie klappt es nicht so ganz. Wir lernen zwar ein paar Ausdruecke wie "selamat pagi" (Guten Morgen), "apa khabar?" (Wie geht es?), "besok jumpalagi" (bis morgen). Doch zu viel mehr bringen wir es nicht. Einzig die Namen einiger Gemuese wie "kajang buncis" (Bohnen) oder "terung" (Aubergine) koennen wir behalten. Natuerlich bleibt auch das beruehmte "lah" haengen. Es hat zwar keinerlei Bedeutung, gehoert aber zu einem der meistgebrauchten Woerter der Malayen. Selbst wer englisch spricht, verwendet es und sagt "don’t go-lah", "it’s okay-lah" oder "can-lah". Unser Englisch wendet sich nicht gerade zum besseren. Damit wir verstanden werden, vereinfachen wir die Saetze, bis sie sich etwa so anhoeren: "Have time tomorrow? I need boat, customer go waterfall. Ten o’clock Melina Beach, okay?"


In Malaysia lebt ein bunter Voelker-Mix. Das Land ist muslimisch, doch andere Religionen werden toleriert. Muslime, Christen, Hindus und Buddhisten leben friedlich zusammen und lassen sich gegenseitig in Ruhe. Die Bevoelkerung setzt sich zusammen aus Malayen, Chinesen und Indern sowie verschiedenen Urvoelkern und ethnischen Gruppen. Der Voelker-Mix wiederspiegelt sich auch im Essen. In den Restaurants ist eine spannende Kombination aller Kulturen zu finden. Die offizielle Nationalsprache ist Bahasa Malaysia, daneben ist Mandarin-Chinesisch, Tamil, Hindu, aber auch Englisch weit verbreitet. Malaysia erlangte seine Unabhaengigkeit 1957, 1963 wurde eine Foederation mit dem Norden Borneos gegruendet. Heute ist Malaysia einer der bestentwickelten Staaten Suedostasiens. Hauptexportgueter sind Erdoel, Holz und Palmoel. 

Im Reich der Tiere

Vor allem nachts wird uns bewusst, wie nahe wir dem Dschungel sind. Kaum ist die Sonne untergegangen, beginnt es lautstark zu zirpen, pfeifen und quaken. Wahnsinn, was da an neuen, unbekannten Lauten zu hoeren ist. Die Melodien des Regenwaldes begleiten uns jede Nacht in den Schlaf. Am Morgen werden wir geweckt von einer Affenbande, die direkt hinter unserem Fenster herumturnt. Bestimmt 20 Makaken sitzen da, darunter drei ganz junge, die sich am Bauch ihrer Mutter festklammern. Auf der Suche nach reifen Fruechten klettern die Affen zielsicher in den Baeumen herum. Als wir beim Fruehstueck sitzen, geht die Tier-Show weiter. Das Stromkabel, das in etwa 5 Metern Hoehe direkt hinter dem Restaurant vorbeifuehrt, beginnt hin und her zu schwingen. Bald schon kommt ein Riesenhoernchen (giant squirrel) in Sicht, der elegant vorbeispaziert, das Kabel buchstaeblich als "Highway" benutzend. Der Vierbeiner hat einen langen Schwanz, eine spitze Schnauze und ist bestimmt 50 cm lang. Sein schwarzes Fell glaenzt in der Morgensonne.

 

Schnalzende Geckos

Unsere kleinen Freunde, die hellbeigen Geckos, sind ueberall. Sie klettern mit ihren saugnapfartigen Fuesschen die Waende rauf und runter, immer auf Insektenfang. Ab und zu machen sie mit lauten Schnalz-Toenen auf sich aufmerksam. Manchmal gibt es einen dumpfen Knall, wenn der Verlierer eines Gecko-Kampfes von der Zimmerdecke faellt. Schnell rappelt er sich wieder auf und rennt davon, waehrend wir uns amuesieren. Unsere Angestellte Hamidah mag die kleinen Kerlchen nicht so gut wie wir. Immer, wenn ihr Schnalzen ertoent, klopft sie mit der Faust auf Holz. Als wir sie fragen, warum sie das tue, erklaert sie, dass dem Gecko im Islam eine negative Stellung zukomme. Er habe Mohammed, als dieser sich einmal im Unterholz vor einem Feind versteckte, mit seinem lauten Schnalzen verraten. Um das Negative abzuwenden, muesse man darum immer Holz anfassen, wenn man einen Gecko hoere...

 

Exotische Baumschlange

Zu den Hoehepunkten unserer Tierbeobachtungen gehoert die Entdeckung einer grazilen, orange-schwarz-weiss gestreiften Baumschlange, die es sich auf einem angeschwemmten Holzsstamm bequem gemacht hat. Geduldig laesst sie sich aus allen Winkeln fotografieren. Wir schauen ihr lange zu, bis sie schliesslich im Dickicht des Waldes spurlos verschwindet.

 

Familie Waran

Das Baechlein hinter dem Haus ist das Revier der Warane. Versteckt zwischen riesigen Granitfelsen lebt dort ungestoert eine ganze Familie. Der kleinste ist vielleicht zwanzig Zentimeter lang, der groesste misst an die zwei Meter. Als Migg einmal in der Naehe des Baches etwas werkelt, kommt ploetzlich ein riesiger Waran aus dem Dickicht direkt auf ihn zu. Fast wie ein Krokodil sieht er aus, als er langsam naeher kommt, immer ein Bein ums andere vorwaertsschiebend. Schliesslich steht er einen Meter von Migg entfernt, scheint ihn aber nicht wahrzunehmen, da er sich nicht bewegt. Ganz deutlich ist sein langes Maul und seine faltige, mit hellen Flecken besetzte Haut sichtbar. Eine kleine Bewegung von Migg schlaegt den Waran in die Flucht. Blitzschnell ist er weg, trotz seiner Koerpermasse ist er erstaunlich wendig. Wer wohl ab der Begegnung mehr erschrocken ist?


Renovieren, restaurieren, reparieren

Jeder Tag bringt Neues, Unerwartetes. Natuerlich kommt nach Murphys Gesetz selten ein Ereignis allein. Der Stromausfall ist immer genau dann, wenn gerade alle Gaeste beim Nachtessen sind. Gleichzeitig klingelt das Telefon. Zu allem Uebel fliesst auch das Leitungswasser nicht mehr, weil der Filter verstopft ist. Wir ueben uns als Elektriker, Sanitaer, Mechaniker, Maurer, Zimmermann und Maler. Getreu unserem Lieblingsmotto "es gibt fuer alles eine Loesung" klappt es immer irgendwie.

 

Das tropische Klima sorgt dafuer, dass es uns nie an Arbeit mangelt. Die hohe Luftfeuchtigkeit in Kombination mit der Waerme greift das Holz an und bietet ein ideales Umfeld fuer diverse Schimmelpilze. Auch die Naehe zum Meer hat gewisse Nachteile. Der hohe Salzgehalt der Luft laesst Schrauben und Werkzeuge froehlich vor sich hinrosten. Was wuerden wir nur ohne WD40 tun? Als im November die Nebensaison beginnt, haben wir Zeit fuer Renovationsarbeiten. Doch so richtig loslegen koennen wir nur dann, wenn keine Gaeste da sind. Man stelle sich vor, jemand geniesse am Strand liegend die Stille – da ertoent ploetzlich eine Bohrmaschine...

 

Schlamm im Zimmer

Der Regen trommelt die ganze Nacht aufs Dach. Dazu weht ein stuermischer Wind vom Meer her. Als wir aufstehen, ist es noch dunkel. Unsere Gaeste, zwei junge Hollaenderinnen, wollen frueh abreisen. Als sie zum Fruehstueck kommen, sind sie ganz aufgeregt. "Unser Zimmer ist voller Schlamm, die Rucksaecke sind ganz dreckig!" ruft die eine. Ihre Kollegin doppelt in vorwurfsvollem Ton nach: "Ein Glueck nur, dass wir gestern schon gepackt haben, sonst waere alles hin, was auf dem Boden gelegen hat!" Caroline geht mit ihnen zurueck ins Zimmer 7, das als einziges nicht erhoeht auf Stelzen steht. Tatsaechlich ist der Boden von einer braunen Schlammschicht bedeckt. Es sieht ganz danach aus, als waere in der Nacht ein kleiner Bach durchs Zimmer geflossen.

 

Als die beiden weg sind, wissen wir auch gleich, was wir zu tun haben. Wir machen uns daran, die Fassade abzudichten. Dabei stellen wir fest, dass die Aussenwand im unteren Bereich ganz bruechig ist. Eine Termiten-Familie hat es sich in der Zwischenwand bequem gemacht und die Bretter von unten her foermlich ausgehoehlt. Als wir das beschaedigte Holz entfernen, wird das Loch in der Wand groesser und groesser... Wir beschliessen, zuunterst eine Reihe Steine zu mauern, um den Termiten den Zugang zu erschweren. Brett fuer Brett fuegen wir neu ein, danach pinseln wir alles mit Altoel ein. Dieses verschliesst die Poren im Holz und haelt unerwuenschte Bewohner fern. Nun noch die Waende streichen und das Zimmer ist bereit fuer neue Gaeste. Wir haben viel gelernt beim Saegen, Schleifen und Einpassen der Hoelzer.

 

Ein neues Lagerhaus

Am Rande des Dschungels steht eine alte Huette, die das Gartenwerkzeug und den Elektro-Sicherungskasten vor Regen schuetzt. Mit den Jahren sind die Bretter morsch geworden, die nahen Baeume haben ihre Aeste bis aufs Dach gesenkt. Die Waende stehen so schraeg, dass sie auseinanderzubrechen drohen. Einzig die Kletterpflanzen, deren Triebe wie ein Teppich darueber verwoben sind, scheinen das Ganze noch zusammenzuhalten. Mit Motorsaege, Buschmesser und Baumschere bewaffnet machen wir uns daran, den Dschungel zurueckzudraengen, die Huette freizulegen und abzubrechen. Im Kopf stellen wir uns bereits vor, wie das Nachfolge-Modell aussehen soll. Kleiner soll es werden, dafuer aber etwas weiter nach vorne zwischen die Granitfelsen zu stehen kommen. Wir suchen ueberall brauchbare Holzreste zusammen und bestellen neu, was fehlt. Es regnet oft, was unsere Arbeit etwas behindert. Der groesste Challenge ist, alle Balken ins ins Lot zu bringen sowie den bestehenden Sicherungskasten neu zu fixieren. Kurz vor unserer Abreise sind wir fertig und zugegebenermassen ziemlich stolz auf das erste "Haus", das wir je gebaut haben. Der Stromableser wird staunen, wenn er das naechste Mal vorbeikommt.


Rund ums Boot

Auf Tioman haben Autos Seltenheitswert. Es gibt nur eine einzige Strasse, die im Norden die Insel durchquert. Durch den Dschungel fuehren lediglich einige schmale Wege von Dorf zu Dorf. Viele Orte sind ausschliesslich per Boot erreichbar. Auch saemtliche Lebensmittellieferungen erfolgen auf dem Seeweg, per Kargo-Schiff, das dreimal die Woche vom Festland nach Tioman faehrt. "Buuuhp", hupt es jeweils bei seiner Ankunft, das Zeichen fuer Migg, ins Boot zu springen und hinauszufahren, um die bestellte Lieferung "fliegend" (oder besser "schwimmend") zu uebernehmen. Voll beladen kommt er zum Strand zurueck. Jetzt muessen Gasflaschen, Mineralwasser, Coca-Cola, Reissaecke, Gemeuse und Fruechte nur noch ihren Weg in die Kueche finden.

 

Immer wieder Pannen

So schoen es ist, mit dem Boot herumzukurven: Die Dinger kosten auch viel Zeit und manchmal Nerven. Eines Abends fuellt sich das grosse Boot bei unruhigem Wetter und steigender Flut mit Wasser, bis es fast sinkt. Ein andermal reissen beim kleinen Boot die Taue. Als wir am Morgen aufstehen, schwimmt es nicht, wie es sollte friedlich im Wasser, sondern sitzt weit oben am Strand fest. In stundenlanger Arbeit befreien wir es von nassem Sand, um es dann mit der handbetriebenen Seilwinde Stueck fuer Stueck wieder ins Meer zu ziehen. Natuerlich beginnt es waehrend unserer Aktion auch noch zu regnen. Es ist fast wie mit unseren Pferden in der Mongolei. Wir gewoehnen uns einen leichten Schlaf an und schrecken bei jedem lauten Geraeusch hoch. Sind die Boote noch da?

 

Jetty-Boot ade!

Auch das Jetty-Boot, das einige Meter vom Strand weg vor Anker liegt und als Haltestelle fuer das Schnellboot dient, haelt uns auf Trab. Als wir nach einer stuermischen November-Nacht ins Meer hinaus schauen, hat es seinen Standort gewechselt. Es ist fuenfzig Meter suedwaerts gedriftet. Migg faehrt hin und fixiert die drei Anker neu. "Nun kann nur noch ein Seilriss das Boot loesen" meint er scherzhaft, als er zurueckkommt. Ein paar Tage spaeter folgt das naechste Unwetter. "Die Jetty ist weg!" ruft Migg und sitzt auch schon im Boot. Durch hohe Wellen kaempft er sich nach draussen, um die schnell wegdriftende Jetty einzuholen. Die Felsen ruecken immer naeher. Gerade noch rechtzeitig kann Migg das gerissene Seil der Jetty packen. Eine Minute spaeter, und das Boot waere an der steinigen Kueste zerschellt. Doch wohin damit? Eigentlich muesste es schon laengst im ruhigen Fluss hinter dem Nachbardorf Genting liegen, wie immer zur Monsunzeit. Doch Musa, der das Boot seit Wochen abholen sollte, hat einen Termin nach dem anderen platzen lassen. Migg beschliesst, das Boot nicht an den Strand zu holen, sondern es gleich selber zum Fluss zu bringen. Was nicht ganz einfach ist bei diesem Sauwetter. Bei stroemendem Regen faehrt er los, die Jetty im Schlepptau. Als er ankommt, ist der Wasserstand bereits zu niedrig, um in den Fluss hineinzufahren. Mit einem Einheimischen vereinbart er, die Jetty an dessen Boje in der geschuetzten Bucht von Genting zu plazieren, bis sich das Wetter bessert. Er macht sich auf den Rueckweg. Kurz vor Melina Beach macht sich der Aussenbord-Motor selbstaendig und faellt ploetzlich ins Wasser! Die Schrauben, die ihn an der Bootswand festhalten, muessen sich unbemerkt geloest haben. Soviel Pech an einem Tag! Migg schwimmt die letzten Meter ans Land, das Boot hinter sich herziehend. Dann geht er auf Motoren-Suche. Das Wasser ist durch die Wellen so aufgewuehlt, dass er keine zehn Zentimeter weit sieht. Er watet durchs Wasser, bis endlich seine Zehen am Motor anschiessen. Glueck gehabt! Die naechsten Paar Stunden verbringt Migg damit, den Motor mit Suesswasser abzuspritzen und in Einzelteile zu zerlegen. So kommt es, dass er nun auch das Innenleben eines Yamaha-Aussenborders genaustens kennt.


Leben am Meer

Ein Sonnenuntergang kommt uns schoener vor als der andere, eine Gewitterstimmung ist beeindruckender als die andere. Mal ist der Himmel purpurrot, mal orange, ein andermal wird er von zuckenden Blitzen erhellt. Wir gewoehnen uns an den Rhythmus des Meeres mit dem stetigen Wechsel von Ebbe und Flut. An manchen Tagen macht die Hohendifferenz zwischen tiefstem und hoechstem Wasserstand bis zu drei Meter aus. Bei rauhem Wetter werden regelmaessig ganze Holzstaemme, Korallenstuecke und Muscheln angeschwemmt. Im Dezember haeufen sich die Regenfaelle, und ein stetiger Wind setzt ein. Mit dem Eintreffenden des Monsun veraendert sich auch der Strand. Hohe Wellen und Stroemungen formen das Gelaende laufend neu.

 

Nemo und seine Kollegen

Wann immer wir Zeit und Lust haben, schnappen wir Taucherbrille und Schnorchel, um den Unterwassergarten Tiomans zu entdecken. In den Korallenriffen tummeln sich bunte Fische von gestreift bis getupft, von goldgelb bis neonblau. Wir sehen Nadelfische, Schmetterlingsfische, Kugelfische, "bumphead" Papageienfische und wie sie alle heissen moegen... Die Korallen sind mal veraestelt wie kleine Baeume, dann wieder zu runden Kugeln oder flachen Plateaus ausgeformt. Rote Seeanemonen bewegen sich tanzend in der Stroemung, umschwaermt von Nemo-Clownfischen. Ploetzlich sehen wir dicht vor uns eine Schildkroete, die gerade am fressen ist. Sie hebt langsam den Kopf, zoegert eine Weile, dann schwimmt sie gemaechlich weiter. Ein anderes Mal scheuchen wir einen riesigen, schwarzen Rochen auf, der davonschwebt, als wuerde er fliegen. Einige Meter weiter sinkt er wieder ab und verschwindet unter einer tarnenden Sandschicht. Als Migg einmal alleine unterwegs ist, wird er von einem Blacktip-Hai mehrmals neugierig umrundet.

 

Einzig einmal wird die Freude am Schnorcheln getruebt. Es hat die Nacht zuvor stark geregnet, die Sicht ist schlecht. Trotzdem gehen wir raus, weil wir lange nicht mehr schnorcheln waren. Haetten wir es doch bleiben lassen! Der Regen und die hohe Flut haben die Fluesse tuechtig durchgespuelt und all den Muell, der an den Ufern herumlag, ins Meer getragen. Um uns herum schwimmen leere Bierdosen, Plastiktueten und einzelne Flipflopschuhe. Die sonst so leuchtenden Fische sind heute ganz farblos, der Zauber, der sie normalerweise umgibt, ist erloschen. Ach, wie schade! Die Menschheit schafft es sogar, das riesige Meer zu verschmutzen. Das Abfallproblem geht uns auf unserer ganzen Reise nach. Es scheint ungeloester denn je. Am naechsten Tag ist der Spuk vorbei. Der Muell ist mit der Stroemung weggetragen worden. Fragt sich nur, wohin.


Abschied vom Inselleben

Nach ueber vier Monaten nimmt unser "Robinson"-Inselleben ein Ende. Peter ist wieder zurueck, und wir beschliessen, weiterzuziehen. Die Zeit auf Melina Beach hat haufenweise gute Erfahrungen gebracht. Als Reisende einmal die "andere" Seite zu sehen und einen Betrieb im Tourismussektor von A-Z zu fuehren, ist sehr aufschlussreich. Man erlebt einen Ort mit allen Vor- und Nachteilen und realisiert, dass auch im Paradies ein gewisser Arbeitsalltag eintritt.

 

Viele Momente bleiben uns in bester Erinnerung, wie etwa das Verspeisen des riesigen, frischen Fisches, den uns ein Einheimischer nur Stunden zuvor vorbeigebracht hat. Mit Blick aufs Meer essen wir ihn, trinken dazu ein Glas Wein und empfinden pures Glueck. So zu leben, hat seinen Reiz, selbst wenn die Arbeitswoche sieben Tage hat...

 

Wir werden das Barfussgehen vermissen, das Geraeusch der heranrollenden Wellen, die herumturnende Affenbande... und natuerlich das Bootsfahren!





Wer Lust bekommen hat auf einen Urlaub im "Melina Beach Resort" kann sich auf Peters Internetseite www.tioman-melinabeach.com alle Detailinfos holen. Wir koennen es nur waermstens empfehlen.




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Last update:  02:11 28/02 2007